Kunst und Musik im öffentlichen Raum Chur
29. Mai bis 30. Oktober 2016

Roman Signer, «Fontäne», 2016, Holzkonstruktion, 220 x 416 cm, Bild © Ralph Feiner

Roman Signer

«Fontäne», 2016

Holzkonstruktion, 220 x 416 cm
Standort: Fontanapark, Springbrunnen

Am 19., 20. und 21. August (Churerfest) und am 24. und 25. September (Schlagerparade) bleiben der Fontanapark und das Bärenloch geschlossen

Roman Signer wählt als Ort für seine Intervention zum zweiten Mal den Springbrunnen im Zentrum des Fontanaparks. Viele Churer erinnern sich noch an das rote Kajak, das 2012 – anlässlich des Projekts «Säen, ernten, glücklich sein» – wie eine Kompassnadel im Wasserbecken des Brunnens navigierte und aus dessen Rumpf ein Wasserstrahl emporstieg. Für «Am Ort» umbaut Signer den Springbrunnen mit einem voluminösen Zylinder aus Holz, als ob er den Brunnen schützen möchte. Die einfache Form umschliesst Volumen und Leere, wodurch sich die eigentliche Dimension des Brunnens vervielfacht. Signers Objekte sind in ihrer Grösse auf den Menschen abgestimmt. Ein grossgewachsener Mensch kann die obere Kante des Zylinders mit ausgestrecktem Arm gerade noch erfühlen, die Draufsicht bleibt ihm jedoch bewusst verwehrt. Sichtbar bleibt die Fontäne des verpackten Springbrunnens. Der Künstler verwendet den «Schutz» in Verbindung mit dem Element Wasser als Werkzeug, um Prozesse und Kräfte zu visualisieren. In Signers Œuvre geht es um Kräfte unterschiedlicher Art, insbesondere um die Gravitationskraft und deren kurzzeitige Überwindung. In der Arbeit «Fontäne» wird dieser gegenläufige Prozess im Aufsteigen und anschliessenden Fallen des Wasserstrahls sichtbar. Am Objekt verdeutlicht sich aber auch der naturbedingte Veränderungsprozess der Werkoberfläche. In Form des Potenzials zur Transformation ist dem auf den ersten Blick statisch wirkenden Holzzylinder eine Zeitlichkeit eingeschrieben. Signer vertritt die Vorstellung von Skulptur, die Zeit als vierte Dimension unserer Lebenswelt mitdenkt. Der Betrachter und die Betrachterin beobachten das Kunstwerk im Fontanapark und erleben in der Zeit wie Organisches und Konstruktives aufeinander reagieren und sich verändern. In seinem Werk nähert sich der Künstler den Kräften der Natur aber nicht in wissenschaftlicher, sondern in einer metaphorisch-assoziativen Weise. Das Holzobjekt im Fontanapark wird zum Resonanzkörper für das Brunnengeräusch und lädt ein, auf einer kontemplativen «Entdeckungsreise» über das Selbstverständliche und die existenziellen Fragen des Lebens nachzudenken.

Kurzbio

Mit seinen «Ereignissen» und Installationen arbeitet Roman Signer (*1938) seit den 1970er Jahren an einer Neudefinition der Skulptur. Signer bezieht Zeit, Beschleunigung und Veränderung mit in den skulpturalen Prozess ein und erkundet die Möglichkeiten des Mediums. Der Künstler interessiert sich für energetische Prozesse oder «Ereignisse», wie sie sich auch in seinen inszenierten Aktionen manifestieren. Mit Konsequenz vertritt Roman Signer einen Werkbegriff, der die Idee des dreidimensionalen, unveränderbaren Objekts verlässt und Zeit als vierte Dimension in die Gestaltung einbezieht.

www.romansigner.ch

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