Kunst und Musik im öffentlichen Raum Chur
29. Mai bis 30. Oktober 2016

Norbert Möslang, «Wasserzeit», 2016, Soundinstallation, Bild © Ralph Feiner

Norbert Möslang

«Wasserzeit», 2016

Soundinstallation, Fontanapark
Standort: Fontanapark, Barocke Tuffsteingrotte

Am 19., 20. und 21. August (Churerfest) und am 24. und 25. September (Schlagerparade) bleiben der Fontanapark und das Bärenloch geschlossen

Im Zeitalter des Barock entstanden das «Alte Gebäu» und die Gartenanlage – der heutige Fontanapark – als harmonisches Ensemble. Zu den letzten originalen Überresten der barocken Gartenanlage gehört die um 1731 erbaute Tuffsteingrotte seitlich des Palais. Sie zählte im 18. Jahrhundert zu den viel bewunderten Sehenswürdigkeiten der Stadt Chur. Charakteristisch für die Grotte ist die konchenartig eingeschnittene Öffnung, die dem kleinen Bauwerk etwas Kapellenhaftes verleiht. Die Ausgestaltung des Inneren zeigt jedoch keine sakrale Nutzung. Ein dreiteiliger barocker Brunnen bildet das zentrale Element vor dem Hintergrund der mit Tuffstein ausgekleideten Konche, in der sich – bei genauerem Hinsehen – auch ein Gesicht abzeichnet. In einer rundbogigen Laibung, die mit Ornamenten aus Kieselmosaiken geschmückt ist, findet die Konche ihre Fortsetzung.

Im Rahmen des Kunstprojekts «Am Ort» will Norbert Möslang der Grotte neue Aufmerksamkeit verleihen. Er konzentriert sich dabei auf das Wassergeräusch des Brunnens, das er alle fünfzehn Minuten über einen elektroakustischen Wandler einfängt und unmittelbar tontechnisch verfremdet. Durch den elektronischen Sound, den Möslang über Lautsprecher dem natürlichen Plätschergeräusch des Brunnens beimischt, entstehen eigentümlich collagierte Klänge, die auch den Zufall mitspielen lassen und Betrachterinnen und Betrachter oder Lauschende anlocken. Das Auditive vermag unmittelbarer sinnlich und emotional zu berühren als die optische Wahrnehmung. Und so wird das Publikum auch von Möslangs Installation angezogen, wenn sich die Geräusche in jeder Sequenz aufs Neue zu einem atmosphärischen Klangraum verschränken. Im Rhythmus von fünfzehn Minuten wird das Lauschen vor der Grotte zum Sounderlebnis. Die Pausen bleiben dem poetischen Plätschern des Brunnens vorbehalten. Für die Dauer des Projekts wird die aus dem 18. Jahrhundert stammende und nur mehr wenig beachtete Grotte zum Zeitgeber und zu einem tönenden Raum kultureller Geschichte.

Kurzbio

Norbert Möslang (* 1952) bewegt sich an der Schnittstelle von bildender Kunst und Musik. Er bedient sich brach liegender Geräusche und nutzt die Gesetzmässigkeiten von Physik und Elektronik, um Räume zum Klingen zu bringen. Bekannt wurde er mit seiner «Geräuschemusik», die er zusammen mit Andy Guhl als «Duo Voice Crack» ab 1972 während ganzen dreissig Jahren inszenierte. Anlässlich der Biennale von Venedig 2001 bespielten sie die Kirche San Stae mit einer Klanginstallation. Möslang gilt international als Pionier des sogenannten «Hardware Hackings». Neben Auftritten in Japan und den USA wurde er für seine Arbeit als Filmkomponist bereits mehrfach ausgezeichnet.

www.moeslang.com

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