Kunst und Musik im öffentlichen Raum Chur
29. Mai bis 30. Oktober 2016

Michael Günzburger, «Nah», 2016, Dokumentierte Performances Verschiedene Buslinien von Chur, «dr Bus vu Chur», Bild © Ralph Feiner

Michael Günzburger

«Nah», 2016

Dokumentierte Performances
Verschiedene Buslinien von Chur, «dr Bus vu Chur»

Samstag, 28. Mai 2016, 15:30 Uhr und 16:30 Uhr

Freitag, 24. Juni 2016, 11.00 Uhr

Freitag, 8. Juli 2016, 15.00 Uhr

Freitag, 26. August 2016, 9.00 Uhr

Freitag, 16. September 2016, 11.00 Uhr

Freitag, 7. Oktober 2016, 9.00 Uhr

Standort: Jeweils ab Bahnhof

Der Zürcher Künstler Michael Günzburger dialogisiert mit Linien. Er betrachtet Kunst aber nicht losgelöst vom alltäglichen Leben und reiht sich damit in eine Tradition des Kunstbegriffs, welcher Ende der 1950er Jahre durch Allan Kaprow manifestiert wird. Wie Kaprow stellt Günzburger den Prozess und nicht das Objekt in den Vordergrund. Dabei ist es ihm ein Anliegen, die Öffentlichkeit in seine Arbeiten und ihre Entstehungsprozesse zu involvieren. «dr Bus vu Chur» – ein öffentlicher Raum im öffentlichen Raum – bietet ein ideales Setting im Sinne Günzburgers. Für das Kunstprojekt «Am Ort» betritt er in einem performativen Akt unterschiedliche städtische Buslinien, um mittels einer schnellen Zeichnung, die von der Bewegung des Busses mitbestimmt wird, die Aussensituation auf die Scheiben zu übertragen. In diesen Zeichnungen verschränken sich zwei wichtige Anliegen der Kunst: Die Aneignung der Wirklichkeit und die daraus folgende Produktion von Realität. Günzburger führt die Aneignung lustvoll vor, indem er die vorbeiziehende Landschaft mit Glasfarbe markiert. Das Auge nimmt schliesslich aber mehr wahr als die flüchtige Linie zeigt, denn Günzburgers Zeichnungen erweisen sich als Medium des Erzählerischen und der Imagination. Seine Arbeit «Nah» generiert ausserdem Dialoge und Diskussionen, die den Platz am Fenster im Bus zu einem Kunstforum auf Zeit werden lassen.
So mysteriös wie er zugestiegen ist, verschwindet Günzbürger wieder, um im nächsten Bus seine Linien weiterzuführen. Die Zeichnungen reisen aber weiter als festgewordene Erinnerungen und vermischen sich mit ihrem scheinbar ungenauen Strich mit der Aussenwelt. Mancher Fahrgast mag sich entrüsten über die «Graffities» auf dem Glas, die bald zu Fragmenten werden bis sie im Laufe der Zeit wieder von der Glasfläche verschwinden. Die ephemeren Zeichnungen Günzburgers werden das Kunstprojekt aber als fotografische Dokumentation überdauern und manchmal, wenn die Fahrgäste in der kalten Jahreszeit im Bus sitzen und eine freie Stelle in die mit Feuchtigkeit beschlagenen Fenster wischen, erinnern sie sich an Michael Günzburgers Performance.

Michael Günzburger, «Nah», 2016, Dokumentierte Performances Verschiedene Buslinien von Chur, «dr Bus vu Chur», Bild © Ralph Feiner

Michael Günzburger, «Nah», 2016, Dokumentierte Performances
Verschiedene Buslinien von Chur, «dr Bus vu Chur», Bild © Ralph Feiner

Kurzbio

Als Zeichner interessiert sich Michael Günzburger (*1974) für die Linie. In Präzisionsarbeit und mit unterschiedlichen Papieren und Techniken experimentierend entstehen feingliedrige Landschaften. Sein Schaffen ist weder motivisch noch medial begrenzt, sondern weitet sich auch in den Medien der Druckgrafiken sowie in raumgreifenden Installationen aus. In seinem vielschichtigen Werk geht es Günzburger um Berührungen und Oberflächen. Indem Offensichtliches verdichtet und Interpretationsebenen übereinandergelegt werden, führt er die Betrachter von vermeintlich Bekanntem in unerwartete Situationen.

www.guenz.ch

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