Kunst und Musik im öffentlichen Raum Chur
29. Mai bis 30. Oktober 2016

frölicher | bietenhader, «Aussichten aus einem Loch Weitblick», 2016 ·  Inkjet-Print auf Wand

frölicher|bietenhader

«Aussichten aus einem Loch Weitblick», 2016

Installation, Inkjet-Print auf Wand
Standort: Bärenloch (Nr.10,11,12,14)

Am 19., 20. und 21. August (Churerfest) und am 24. und 25. September (Schlagerparade) bleiben der Fontanapark und das Bärenloch geschlossen

Das Künstlerduo frölicher|bietenhader bespielt einen der zwei mittelalterlichen Innenhöfe im architektonischen Gefüge, das als älteste Bausubstanz der Churer Altstadt gilt und bei der Bevölkerung unter dem Namen «Bärenloch» bekannt ist. Die gedankliche Zeitreise der Besucherin und des Besuchers wird in dem Moment irritiert, in dem der Blick auf in die Wände integrierte Digitalprints trifft, die eine bizarre Bilderwelt zeigen und Fragmente des städtischen Panoramas jenseits der historischen Hofmauern erkennen lassen. Der kaleidoskopische Charakter der Bilder lässt zunächst auf ein Zusammenfügen unterschiedlicher Fotografien schliessen.

frölicher | bietenhader, «Aussichten aus einem Loch Weitblick», 2016 ·  Inkjet-Print auf Wand

frölicher | bietenhader, «Aussichten aus einem Loch Weitblick», 2016 ·  Inkjet-Print auf Wand

frölicher|bietenhader zeigen keine Fotomontage, sondern die surrealistische Seite des Weltenbrowsers Google Earth – den Blickwinkel, in dem das Satellitenkartenprogramm die vielen, aber doch zu wenigen Einzelbilder nicht zu einer 3D-Perspektive zusammenbauen kann. In dieser Ansicht schwebt die Churer Altstadt bei helllichtem Tage über dem nächtlichen Universum, verformen sich Gebäude zu skurrilen Gebilden, rinnen Häuserzeilen wie Bäche durch die Gassen, stülpen sich schwebende Dächer und fragmentarische Umrisse wie schwerelose Membranen über die Stadt. All dies erinnert an eine Traumwelt. Es handelt sich dabei aber lediglich um das logische Resultat eines Computerprogramms, eine Anomalie innerhalb des Systems. Der Moment der Verzerrung offenbart die Funktionsweise von Google Earth und entlarvt die als fotografische Repräsentation getarnte Datenbank. Sie ist eine Software, ein neues Modell von Repräsentation nicht durch indexikalische Fotografie, sondern durch eine automatisierte Datensammlung aus unzähligen Quellen, die ständig aktualisiert und kombiniert werden, um aus topographischen Höhendaten eine Illusion der Erdoberfläche zu erzeugen. Über dieses «Fake» aus Bits und Bytes spannt sich das eigentliche Satellitenfoto.

Mit ihrer Arbeit regen frölicher|bietenhader dazu an, sich mit der Wahrnehmung der Welt auseinanderzusetzen und Realität und Virtualität zu hinterfragen. Mehr und mehr leben wir in einer Illusion aus Algorithmen und den damit einhergehenden freiwilligen und unfreiwilligen Datensammlungs- und Überwachungsmechanismen. Die Künstler verdeutlichen uns, dass die virtuelle Welt sich an der Oberfläche bewegt

Kurzbio

Selina Frölicher (*1985) und Micha Bietenhader (*1985) konzipieren visuell wie auditiv erfahrbare Rauminszenierungen. Die bewusste Ansammlung und der Einbezug von vielfältigen, modernen wie antiquarischen Filmmaterialien sowie eine langjährige Entwicklung von Techniken zeichnen ihre Arbeiten aus. Den Besucher im Raum navigierende Illusion und Manipulation sind Resultat einer eingehenden und bewussten Auseinandersetzung mit dem Ort.

www.froelicherbietenhader.ch

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